Karl-Joachim von Brandenstein, die politischen Rahmenbedingungen sind auch für die Arbeit der Erwerbsforstbetriebe von großer Bedeutung. Was erwarten Sie als Sprecher der Betriebsleiterkonferenz von der Ampel-Regierung?
Es liegt auf der Hand, dass die Erwerbsforstbetriebe eine klimaschutzgerechte Bewirtschaftung ihrer Waldflächen auf Basis waldbaulicher Expertise und örtlicher Erfahrung realisieren. Insofern beobachten wir mit Spannung, was die Regierung hinsichtlich Honorierung der Ökosystem- und Klimaschutzleistungen, Forstschädenausgleichsgesetz, der Holzbauinitiative, des Vertragsnaturschutzes und der Anpassung des Klimaschutzgesetzes veranlassen wird. Wir wünschen uns von der Regierung eine der dramatischen Situation in unseren Wäldern angemessene waldbauliche Freiheit und Flexibilität. Die Novellierung des Bundeswaldgesetzes darf unsere waldbaulichen Möglichkeiten nicht einschränken.
Was sind die drängendsten Probleme der Erwerbsforstbetriebe?
Zum einen die politischen, aber gerade auch die betrieblichen Rahmenbedingungen, unter denen wir arbeiten müssen. Die politischen Vorgaben wie z.B. Baumartenwahl, Flächenstilllegung und die Vorstellungen hinsichtlich der Geschwindigkeit eines klimagerechten Waldumbaus dürfen die Betriebe nicht über die Maßen belasten. Mit „Bordmitteln“ werden viele Betriebe diese Aufgaben nicht leisten können. Es wäre also dem klimagerechten Waldumbau angemessen, wenn uns auch die erforderliche Zeit für die Umstellung unserer langfristigen Produktion gelassen würde.
Halten Sie die teils widersprüchliche Programmatik im BMWiK und BMEL für zielführend im Klimaschutz?
Der Wissenschaftliche Beirat beim BMEL gibt in mehreren Studien und Gutachten Handlungsempfehlungen für eine klimagerechte Waldbewirtschaftung. So darf es nicht zu Flächenstilllegungen kommen, da wir den Rohstoff Holz für die Zukunft benötigen. Die nachhaltige Waldbewirtschaftung stellt aber nicht nur den ökologischen Rohstoff Holz bereit und leistet einen zentralen Beitrag zum Klimaschutz, sie führt auch zu einem hohen Maß an Biodiversität. Bei einem klaren Bekenntnis zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung sind die Erwerbsbetriebe bereit, zum Gelingen der großen Aufgabe des Klimaschutzes beizutragen.
In welcher Weise können die Erwerbsforstbetriebe die Klimaschutzziele der Regierung unterstützen?
Absolut prioritäres Ziel ist die Wiederbewaldung der 277.000 Hektar großen Schadfläche. Nur ein produktiver Wald bindet CO2. Dazu sind die Waldbesitzer angetreten, bedürfen allerdings der Hilfe und Unterstützung. Geeignete Rahmenbedingungen, sowie Flexibilisierung gesetzlicher Grundlagen für den zeitraubenden Waldumbau, der sich nicht an Legislaturperioden orientiert, sind essentiell dabei. Und auch der Ausbau der Windenergie im Wald, etwa auf Schadflächen, schafft finanzielle Möglichkeiten für den klimaresilienten Waldumbau auch für die Erwerbsbetriebe und leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
Mit welchen Maßnahmen wollen Sie die Themen der Erwerbsforstbetriebe stärker in die Öffentlichkeit bringen?
Die BLK hat sich in 2021 an der Kampagne 8 beteiligt und wird dies weiterhin tun. Darüber hinaus bedarf es in 2022 weiterer Aktivitäten, um einer breiteren Öffentlichkeit die Situation der Erwerbsforstbetriebe zu vermitteln. Das wollen wir in Medien wie auch auf Social Media vermitteln. Und wir möchten die Bundestags- und Landtagsabgeordneten in unsere Wälder einladen, um ihnen die aktuelle Situation sowie unsere Leistungen im klimastabilen Waldumbau zu zeigen.
Dazu gehört auch der Blick nach Brüssel. Die BLK fördert ein EU-Projekt unter Federführung des Bayerischen Waldbesitzerverbandes. Davon versprechen wir uns größere Transparenz in allen den Wald und das Eigentum betreffenden Feldern, um auf die Folgen einer manchmal entrückt wirkenden EU-Klima- und Forstpolitik hinweisen zu können.